Grüner Baum
Griechische und deutsche Küche

Öffnungszeiten täglich: 11.00 – 23.00 Uhr

Artikel aus unserem Stadtteilmagazin Ausgabe 6, Januar 2015

Verdursten musste keiner
Die Gaststätte „Zum Grünen Baum“ in der Kreuzerstraße

Verdursten muss auch heute keiner, aber früher gab es viel mehr Bierquellen in der Kreutzer- und Orffstraße, die den müden St. Leonharder laben konnten. In der Kreutzerstraße lockten allein sechs Gaststätten vom „Friedensheim“ über die „Linde“ zum „Grünen Baum“, „Sportklause“ bis zum „Deutschen Eck“. Viele der gastlichen Quellen sind versiegt. Übrig blieb eigentlich nur der „Grüne Baum“ in der Kreutzerstraße 56. Das Haus erscheint zum ersten Mal im Adressbuch 1909 und schon damals war im Erdgeschoss eine Gaststätte zu finden. Seit 1980 sind es ausschließlich griechische Pächter, die ein gelungenes Nebeneinander von griechischer und deutscher Küche pflegen.

Die längste Zeit aber, seit 1992, also nunmehr 22 Jahre, führt das Wirtsehepaar Tsimopoulos die Gaststätte, Vaia hat das Küchenregiment und Stelios Reich ist die Gaststube. Sie werden von ihren drei Kindern kräftig unterstützt. Wer den quirligen stets freundlichen Stelio durch die Gaststube eilen sieht, kann sich die Gaststätte, die jeden Tag ab 11.00 Uhr geöffnet hat, ohne ihn gar nicht vorstellen. Die Familie hat ihre Wurzeln in Platanoremma ca. 100 km von Thessaloniki entfernt. Die Freundlichkeit des Wirtsehepaares ist es nicht allein, weshalb sich die Stammgäste und die Stammtische vom VDK und der Sonntagsstammtisch im Grünen Baum wohlfühlen, eigentlich müsste man sagen, unter dem Grünen Baum, der etwas stilisiert als Wandschmuck die Gaststube ziert, es ist auch das wohlschmeckende Essen.

1909 waren sicher auch die Bewohner des  Hauses Nr. 56 Stammgäste in ihrer Wirtschaft: Der Taglöhner, Gasarbeiter und Laternenwärter im ersten Stock, in den weiteren Stockwerken wohnten Kammmacher, Kohlenarbeiter, Pinselfabrikanten, Kunst- und Bauschlosser, Glasermeister usw. Eine recht bunte Gesellschaft und eine ruhige und beschauliche Atmosphäre, damals und heute.

Mitunter wurde allerdings die Sperrstunde nicht eingehalten: „Gegen 2.45 Uhr hielten sich im Gastraum noch 10 Gäste auf. Sie hatten .. frisch gefüllte Gläser mit Bier vor sich stehen.“ So die Polizei. Der Wirt entschuldigte sich: „Heute kamen noch sehr spät zwei Catcher in unsere Gaststätte. Dadurch hielten sich auch unsere anderen Gäste etwas länger auf.“ Vom Krieg war die Gaststätte nicht betroffen, wohl gab es während der Wirtschaftskrise finanzielle Einbrüche, „der Geschäftsgang ist trostlos“, und 1943 kam ein „Stilllegungsbescheid“, wegen „umfassenden Einsatzes der arbeitsfähigen Männer und Frauen für die Aufgaben der Reichsverteidigung“.

Hoffen wir, dass der Grüne Baum weiterhin grün bleibt und nicht vertrocknet und und uns das freundliche Wirtsehepaar Vaia und Stelios erhalten bleibt, sonst müsste nämlich die Orff- und Kreutzerstraße ganz ohne eine erfrischende Bierquelle auskommen.

(Klaus Thaler)