Gesundheitsförderung in St. Leonhard/Schweinau
Ansprechpartnerin: Melanie Mengel
Telefon: 0911/27774552
Email: melanie.mengel@stadt.nuernberg.de
www.gesundheitimstadtteil.nuernberg.de
Artikel aus unserem Stadtteilmagazin Ausgabe 13, Juli 2018
Im Frühsommer letzten Jahres startete das Projekt „Gesundheit für alle im Stadtteil“ in St. Leonhard-Schweinau mit dem Ziel, die gesundheitliche Situation der Bewohnerinnen und Bewohner ganz konkret vor Ort zu stärken. Dabei sollen bedarfsorientiert solche Angebote für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren entwickelt werden, die Menschen in den verschiedensten Lebenslagen ansprechen und ohne bürokratischen oder finanziellen Aufwand nutzbar sind. Da Gesundheit zu einem gewichtigen Teil auch von den tatsächlichen Lebensbedingungen beeinflusst wird, ob beispielsweise ausreichend Grünflächen in der Nähe verfügbar sind oder die Verkehrssituation dazu einlädt, alltägliche Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückzulegen, sollen auch die gesundheitsförderlichen Verhältnisse und Strukturen im Stadtteil in den Blick genommen werden. Das Projekt ist angesiedelt am Gesundheitsamt der Stadt Nürnberg und wird in Kooperation mit der AOK Bayern in insgesamt vier Nürnberger Quartieren umgesetzt.
Die Arbeit begonnen wurde zunächst mit einer Bestandsaufnahme und der Frage nach den gesundheitlichen Bedarfen im Stadtteil. Hierzu wurden nicht nur viele statistische Daten kleinräumig zusammengestellt, sondern auch Interviews mit Einzelpersonen und Diskussionen in den verschiedenen Stadtteilnetzwerken geführt und ausgewertet. Dabei zeigte sich schnell, dass das Thema Gesundheit in St. Leonhard-Schweinau schon seit vielen Jahren bedeutsam ist und in einer großen Anzahl von Angeboten bearbeitet wird: von Gruppen und Kursen im Mehrgenerationenhaus, im Stadtteilbüro oder in der Villa Leon, in den Kindertagesstätten, Schulen, Horten und Jugendeinrichtungen, in den Kirchengemeinden, Beratungsstellen, Gemeinschaftsunterkünften sowie von engagierten Menschen in Vereinen und Initiativen. Die Bandbreite reicht dabei vom günstigen Mittagstisch über Sportangebote, Treffpunkte und Alltagsunterstützung bis hin zu baulichen Maßnahmen im Stadtteil.
Die Gesundheitskoordination setzt an diesen vielfältigen Aktivitäten an und arbeitet eng mit den Einrichtungen, Aktiven und Netzwerken zusammen. Denn schließlich geht es darum, Bestehendes zu unterstützen und mit Blick auf Gesundheit weiterzuentwickeln, nicht um den Aufbau von Parallelstrukturen. Und es bleibt noch genug zu tun, um den Stadtteil miteinander gesundheitsförderlich zu gestalten, mehr Möglichkeiten zur Bewegung, Entspannung und gesunden Ernährung zu schaffen oder das soziale Leben in Nachbarschaften und das Gefühl von Zugehörigkeit zu stärken.
Wie die Befragungsergebnisse und Statistiken zeigen, ist St. Leonhard-Schweinau sehr dicht bewohnt, die Ausstattung mit Grün- und Spielflächen jedoch nach wie vor unzureichend. Teilweise werden die vorhandenen Freiflächen oder das Wohnumfeld von den Bewohnerinnen und Bewohnern als ungünstig bewertet; gleiches gilt für die Luft- und Lärmsituation sowie die Hitzeentwicklung infolge der Bodenversiegelung. Seit Jahrzehnten ist der Stadtteil vom Zu- und Wegzug unterschiedlicher Nationalitäten und Bevölkerungsgruppen geprägt, beispielsweise lebt etwa ein Drittel der Bewohnerinnen und Bewohner seit weniger als drei Jahren hier. Für die Einrichtungen vor Ort gehört kultursensibles Arbeiten seit langem zum Alltagsgeschäft, so liegt der Anteil der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund in der Altersgruppe der unter 18jährigen bei über 80 Prozent. Die Vielfalt der Bewohnerinnen und Bewohner bringt auch Bedarf an vielfältigen Angeboten mit sich. Die räumliche „Insellage“ von St. Leonhard-Schweinau zwischen großen Verkehrsstraßen und Nutzflächen macht es zudem oft notwendig, diese vielfältigen Angebote auch direkt vor Ort zugänglich zu machen. Was die gesundheitliche Situation betrifft, weiß man seit vielen Jahren aus den Schuleingangsuntersuchungen, dass bei Kindern aus dem Stadtteil deutlich häufiger als in der Gesamtstadt z.B. sprachliche Entwicklungsauffälligkeiten oder Übergewicht festgestellt werden. Dass Menschen in materiell schlechteren Lebenslagen auch häufiger von gesundheitlicher Ungleichheit betroffen sind, ist ein bekanntes Phänomen aus der Forschung. Dazu passt, dass etwa ein Viertel der Familienhaushalte in St. Leonhard-Schweinau auf SGB-II-Transferleistungen angewiesen ist, wie Zahlen des Statistischen Amtes aus dem Jahr 2017 zeigen. Was nicht dazu passt: Anders als in der Gesamtstadt zeichnet sich zumindest bei der Gewichtssituation der Kinder eine leichte Verbesserung ab, was ermutigend für die vielen Bemühungen im Stadtteil wirken kann.
Im Mai dieses Jahres wurden auf Grundlage der Daten im Stadtteilarbeitskreis STARK und in den weiteren Stadtteilnetzwerken Handlungsmöglichkeiten vorgestellt und erste Maßnahmen zur Gesundheitsförderung abgestimmt. Beispiele für nächste Schritte auf dem Weg zu einem gesunden Stadtteil für alle sind: Um die wenigen vorhandenen Grünflächen attraktiver zu machen und für leichte Bewegungs- und Entspannungsübungen zu nutzen, beginnen im Juli auf der Rasenfläche vor der Villa Leon offene „Bewegungstreffs“, die in der Folge im Stadtteil ausgeweitet werden sollen. Daneben werden bestehende Grünflächen gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern umgestaltet: Im Juli beginnt die Bürgerbeteiligung zum Umbau des Marie-Juchacz-Parks, zusammen mit Stadtplanung, Quartiersmanagement und SÖR. Mit der Stadtteilkoordination, dem Netz für Jugendliche und Vereinen ist ein Aktionstag für Bewegung im Stadtteil geplant. Auch wird ein mobiles Angebot zur gesunden Ernährung bei kleinem Geldbeutel an verschiedenen Orten im Stadtteil wie dem neuen Nachbarschaftsgarten in den Herrmannstraße durchgeführt. Auf großes Interesse stieß die Idee, für den Stadtteil ein umfassendes Konzept zur Förderung von alltäglicher Mobilität und zur Durchgängigkeit von Wegen zu entwickeln und dafür verschiedene Strategien (wie z.B. Aktionen zu Kita- und Schulwegen, Stadtteilrundgänge der Senioren, Aktion „Grünzug“ vom Bürgerverein) zu bündeln. Und natürlich werden auch ganz konkrete Angebote innerhalb von Einrichtungen, die den Lebensalltag gesünder machen wollen, folgen.
Ausführlich werden all diese Ergebnisse mit den daraus folgenden Planungen und Aktivitäten in den „Stadteilgesundheitsberichten“ von „Gesundheit für alle im Stadtteil“ im Oktober dieses Jahres veröffentlicht. Eine zentrale Erkenntnis der Arbeit als Gesundheitskoordination wird darin sein: Trotz aller genannten Belastungen verfügt St. Leonhard-Schweinau über gewichtige Ressourcen, die vor allem in der Wertschätzung der Einrichtungen und Aktiven füreinander, in der praktizierten Zusammenarbeit und dem gemeinschaftlichen engagierten Eintreten für Stadtteilbelange bestehen. In diesem Sinne freue ich mich auf die nächsten Jahre mit vielen gemeinsamen Aktivitäten hier in St. Leonhard-Schweinau.