Ludwig Eisen (1881-1969)
Stadtteilhistoriker
Artikel aus unserem Stadtteilmagazin Ausgabe 4, Januar 2014
Eisen
Damit ist freilich nicht das Metall gemeint, sondern unser Stadtteilhistoriker Ludwig Eisen (1881 – 1969). Er hat das heute noch sehr lesbare kleine Bändchen „Aus der Geschichte der Nürnberger Vororte Sankt Leonhard, Sündersbühl und Schweinau“ aus dem Jahre 1932 geschrieben. Wenn es um unsere Stadtteile geht, wird er immer wieder zitiert.
Seine Familie, schon die Vorfahren, stellten Spielwaren und Haushaltsartikel her und vertrieben sie. Er wählte aber den Beruf des Religionslehrers, zunächst bei Dienstantritt 1908 als Katechet, später stieg er zum Studienrat und Studienprofessor auf. Diese Titel hatten damals nichts mit der Schulart zu tun, an der er tätig war. Er blieb der „Volksschule“, vor allem der Leonhardsschule, treu. Treu blieb er auch bis 1945 seinem Stadtteil St. Leonhard. Von seinem Wohnzimmerfenster in der Kreutzerstraße 22 konnte er direkt in den Schulhof blicken. Die Nummer 22 war ein richtiges Lehrerhaus: Neben Ludwig Eisen im ersten Stock wohnte der Lehrer Thamerus, im zweiten Stock der Hauptlehrer Elsterer und im dritten – ganz der Rangordnung entsprechend – der Bezirksschulrat Meyerhöfer. Man kann sich gut die Treppenhausgespräche vorstellen!
Dank seiner – so das Urteil der Schulbehörde – „ausgezeichneten Intelligenz und … (seines) reich entwickelten Gemütslebens“ konnte er auch einen guten Unterricht halten, so in der VII Mädchenklasse der Leonharder Schule mit 38 Schülerinnen im Jahr 1914 bei einem Schulbesuch seines Chefs: „Erfreulich war die Aufmerksamkeit der Kinder und ihre rege Teilnahme an der Besprechung.“ Schon in jüngeren Jahren arbeitete er ehrenamtlich in der Stadtbibliothek mit, dann wieder nach 1945.
Leider war er nicht so gesund, wie er auf der hier gezeigten Fotografie aussieht. Da spielten sicher auch die „ungesunden“ Zeitläufte während des Nationalsozialismus und des Krieges eine Rolle. Wer das Haus Kreutzerstr. 22 heute sucht, findet einen Neubau. Unser Lehrerhaus brannte am 16. März 1945 aus: „Da kam der furchtbare Terrorangriff auf unser Stadtviertel. Unser Haus brannte nieder, und ich konnte nur, was im Keller war, retten. “Von „Kriegsnöten“ lesen wir auch in Eisens Vorstadtgeschichte. Sehr anschaulich schildert er wie immer wieder von 1449 bis 1635 Kriegshorden unsere Stadtteile heimsuchten und auch 1945 war wie schon 1635 unsere mittelalterliche gotische Kirche zerstört. Heute erinnert Gott sei Dank nichts mehr daran.
An der Geschichte unserer Stadtteile Interessierten kann man nur empfehlen, das kleine Büchlein Ludwig Eisens selbst zu lesen. Es ist noch in Antiquariaten und Bibliotheken zu erhalten.
(Klaus Thaler)