Markus Gottfried Sauber
Feingoldschläger und letzter Bürgermeister von Sündersbühl
Artikel aus unserem Stadtteilmagazin Ausgabe 8, Januar 2017
Markus Gottfried Sauber, Feingoldschläger und letzter Bürgermeister von Sündersbühl
Markus Gottfried Sauber wurde am 22.III.1830 in Nürnberg S 1403 (spätere Manggasse 7) als Sohn des Büttnermeisters Sebastian Gottfried Sauber und Maria Margaretha geb. Böhm geboren. Er heiratete am 15.VIII.1852 in St. Egidien Johanna Margaretha Roth. Sie war die Tochter des dortigen Kirchners Jakob Christian Roth und seiner Frau Anna Katharina, geb. Strobel. Zur Zeit der Hochzeit wohnten Saubers in Schweinau. Dort kamen auch beider erste vier Kinder zur Welt.
Am 4.XI.1856 erwarben die Eheleute von Georg Heinrich Lohbauer das Haus Nr. 13a in Sündersbühl. Es wird beschrieben als Wohnhaus mit angebauter Werkstätte und darüber befindlicher Wohnung nebst Hofraum gemeinsam mit Hausnummer 13b im Ausmaß von 25 Decimalen‚ (8400 m² nach heutiger Rechnung). Markus Gottfried Sauber wird im Grundsteuerkataster als Feingoldschläger bezeichnet. Die Saubers erwerben in den nächsten Jahren noch weitere Flächen im Umgriff dazu und errichten Nebengebäude (Stall, Remise). Sie bekommen in den folgenden Jahren weitere fünf Kinder.
Das Anwesen trägt heute die Hausnummer Schwabacher Straße 66a, obwohl es (schon immer) von der heutigen Grünstraße erschlossen ist. Im Jahr 1874 lässt Sauber an der Außenfasssade seines Anwesens zur heutigen Grünstraße hin sein Firmenzeichen anbringen: Ein schwarz-rot-gold schräggestreifter Wappenschild mit einem aufgelegten Buchstaben „S“. 1880 wird Markus Gottfried Sauber Bürgermeister der damaligen Gemeinde Sündersbühl. Er löst seinen Vorgänger Odörfer ab. Nach dem damals geltenden Gemeindeedikt von 1818 war bestimmt, dass die wichtigsten Ämter in den Gemeinden die Höchstbesteuerten ausüben sollten. Dies wirft ein Licht auf Saubers Vermögensverhältnisse. Der älteste Beleg über eine Amtshandlung des Bürgermeisters ist zum 19.IV.1880 datiert. Es handelt sich um eine Eheschließung – der Bürgermeister war schon damals zugleich Standesbeamter.
Sein Gewerbe als Feingoldschläger meldet Sauber am 2.VII.1888 ab. Seitdem bezeichnet er sich als Privatier. Bürgermeister bleibt er weiterhin. Seine letzten Amtsjahre dürften erfüllt gewesen sein durch die Verhandlungen mit der Stadt Nürnberg um die Einzelheiten der damals von beiden Seiten angestrebten Einverleibung der Gemeinde Sündersbühl in die Stadt Nürnberg, die zum 1.I.1898 stattgefunden hat.
Am 20.X.1894 verstirbt Johanna Margaretha Sauber an Wassersucht. Sie wird am 23.X. auf dem Friedhof St. Leonhard beerdigt, bezeichnet als Mutter von neun Kindern.
Hans Sauber, Sohn von Markus Gottfried und Johanna Margarethe, hat in dem Anwesen die Feingold-, Silber- und Aluminiumschlägerei weiterbetrieben. Am 6.VIII.1888 hat er in Nürnberg Josephine v. Volckamer geheiratet; am 5.VII.1889 kam der Sohn Wilhelm Marcus zur Welt und wurde am Folgetag „im Elternhaus“ getauft. Die Ehe zwischen dem „Fabrikanten“ und der Dame aus dem Patriziat hat nur sieben Jahre gehalten – Scheidung am 26.X.1895.
Kurze Zeit nach der Eingemeindung, im vierten Quartal 1898, verkauft M. G. Sauber sein Anwesen, nunmehr Schwabacher Straße 66 und 66a, an die Eheleute Wolfgang und Margarethe Hager und die Eheleute Johann Leonhard und Margarethe Meidenbauer. Er selbst ist weggezogen. In den Adress- und Kirchenbüchern der folgenden Jahre findet sich keine Nachricht mehr über ihn und die Familie und den Betrieb seines Sohnes Hans (1944 sind die Akten der früheren Gemeinde Sündersbühl im Pellerhaus verbrannt).
Das nunmehr geteilte Anwesen wird bebaut: Schwabacher Straße 66 von Paul Schink, der im Erdgeschoss – heute Friseursalon – ein Weißwarengeschäft einrichtet. Auf dem Grundstück Schwabacher Straße 66a will im Jahr 1911 ein Josef Natuszenzki einen noch mit einer Jugendstilfassade gezeichneten vierstöckigen Neubau errichten. Dieses Vorhaben wird aber nicht ausgeführt. Im Jahr 1922 erwirbt der Flaschnermeister Johann Graf das Anwesen Schwabacher Straße 66a und richtet dort eine Werkstatt ein. Er ist am 10.VII.1885 geboren und hat als Geselle an der Dombauhütte in Köln gearbeitet.
Im Jahr 1928 baut er das Anwesen Schwabacher Straße 66a in erheblichem Maße um. Das Trauzimmer und die Brautstiege sind nach dem Umbau aus den Plänen nur noch schwer ablesbar.
Gestorben ist Johann Graf am 10.XII.1949. Den Betrieb hat seine jüngere, unverheiratet gebliebene Tochter Liselotte Graf(1927 – 2008) übernommen. Ihr Adoptivsohn Wolfgang Graf hat dann 2012 die Flaschnerei liquidiert.
Am 8.V.2014 hat die Stadt Nürnberg die Genehmigung zum Abbruch des alten Bürgermeisterhauses an den jetzigen Eigentümer Wolfgang Graf erteilt. Die Maklerfirma Klebl aus Fürth sucht wohl einen Investor oder hat ihn schon gefunden. Der Abbruch konnte bisher nicht stattfinden, weil im ersten Stock des Hauses noch eine neunköpfige Familie mit ägyptischen Wurzeln, aber deutscher Staatsangehörigkeit, wohnt.
25.XI.2015 Claus Bößenecker