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Artikel aus unserem Stadtteilmagazin Ausgabe 13, Juli 2018

Lebensräume und Flächenfraß
Zur Flächennutzung in St. Leonhard und Schweinau

Rundflug über Schweinau und St. Leonhard

Ich lade Sie an diesem sonnigen Sonntag im Mai zu einem Rundflug über St. Leonhard und Schweinau ein. Wir fliegen mit unserer Cessna vom Albrecht-Dürer-Flughafen ab und bald sehen wir die Eisenbahntrassen nach Bamberg, den Frankenschnellweg unter uns und nicht weit entfernt das glitzernde Band des Main-Donau-Kanals. Zielpunkt ist zunächst der Schweinauer Buck.

Bevölkerungsdichte

Was uns beim Überfliegen St. Leonhards gleich auffällt, das ist die dichte Bebauung mit Wohnhäusern. Die Bevölkerungsdichte ist ähnlich hoch wie in Gostenhof und in St. Johannis. Bei uns sind es 11.426 Einwohner pro Quadratkilometer, in St. Johannis sind es gar 13.599 und noch mehr in Gostenhof mit 18.272. Für Gesamt-Nürnberg sind es 2.820 Einwohner pro Quadratkilometer. Und, es wird gegenwärtig noch weiter verdichtet.

Dabei werden nicht nur ehemalige Ruinengrundstücke und leerstehende Gewerbegebäude oder nicht denkmalgeschützte historische Gebäude verwendet, sondern auch Grünflächen fallen der Verdichtung zum Opfer. Ecke Holbein- / Schweinauer Hauptstraße wurde so ein ehemaliges Ruinengrundstück neu bebaut, Ecke Orff- / Kreutzerstraße wird ein Fabrikgebäude abgerissen und dort soll ein Wohngebäude neu erstehen. Grünflächen werden am Westpark, gleich neben der Ossietzky-Schule für den Bau zweier Wohnhäuser geopfert. Daraus ergibt sich, dass wir darauf achten müssen, dass parallel dazu neue Grünflächen entstehen. 

 

 

Lebensräume

Der Grünzug vom Schweinauer Buck zum Westpark

Wir kreisen über dem Schweinauer Buck. Ganz weit entfernt, etwas verstellt von der Müllverbrennung und dem Heizkraftwerk, sehen wir die Burg. In nächster Nähe können wir den Park an der Hohen Marter erkennen. Wir entbieten kurz dem Fernsehturm einen Gruß und fliegen in die vom Bund Naturschutz und dem Bürgerverein gewünschte „Frischluftschneise“ (OB Maly in seiner Neujahrsbotschaft), den Grünzug vom Schweinauer Buck bis zum Westpark ein. Der Schweinauer Buck ist ein idealer Ausgangspunkt, der nächste grüne Haltepunkt für unser Auge ist der Park an der Hohen Marter, bei der Amberger Schule erkennen wir eine ungepflegte Brachfläche, die durchaus zu einem ansehnlichen kleinen Park umgestaltet werden könnte.

 

Ein wichtiges Verbindungsstück sind die Parkanlagen um die Häuserblöcke rund um die Kreuzkirche. Wir überspringen die Hintere Marktstraße und folgen dem Band der „Alten Allee“. Wir nehmen die Parade der Pferdeplastiken auf dem Spielplatz „Pferdemarkt“ ab und nähern uns der Villa Leon. Ein Hindernis für unseren Grünzug ist natürlich die Rothenburger Straße. Ist sie überwunden, gibt es einige Alternativen für unseren Weg zum Westpark: die Holzschuherstraße oder besser die Zweigstraße – hier müssten wir durch ein Privatgrundstück, das ungenutzt wirkt. Überall auf unserem Weg könnten, wenn die unter der Oberfläche liegenden Versorgungsleitungen es zulassen, Alleebäume angepflanzt werden.

Wir haben unser Grünzugprojekt am 9. März in einer gemeinsamen Begehung den zuständigen städtischen Stellen und am 12. April in der Bürgervereinsrunde dem Oberbürgermeister und den städtischen Referaten vorgestellt. Die schriftliche Antwort der Stadt verspricht eine Prüfung. In der Bürgervereinsrunde am 10. Juli haben wir beantragt, dass unser Grünzugprojekt in den „Masterplan Freiraum“ der Stadt Nürnberg aufgenommen werde. Für den Herbst haben wir eine Begehung für die Bürger/innen unseres Stadtteils geplant. (Siehe unser Programm)

Wir werden natürlich weiter „am Ball bleiben“!

Nicht nur große Grünflächen sind Lebensräume, sondern jeder einzelne Baum. Dazu ein gesonderter Beitrag weiter unten auf dieser Seite: „Mein Freund, der Baum!“ Download PDF „Baumpatenschaft-Infos“ >>>

 

 

Flächenfraß

Gleich neben den dicht mit Wohnhäusern bebauten Flächen sehen wir gerade am Sonntag von unserer Cessna aus ausgedehnte betonierte bzw asphaltierte Flächen neben Gebäuden, die von oben an einfache Baracken oder Lagerhallen erinnern. Da wir ja auch Fußgänger sind, wissen wir, dass dies die – in einem Handbuch für ästhetische Architektur nicht erscheinenden – Supermärkte und Discounter sind. Sie stehen in den von der Stadt ausgewiesenen Gewerbegebieten, so bei uns z.B. an der Geisseestraße.

 

Und, hier gibt es gleich mehrere miteinander konkurrierende Discounter und Supermärkte – Wer braucht das? Wird nun eine Filiale bei dem in der Wirtschaft freudig betriebenen Sport „Verdrängungswettbewerb“ geschlossen, dann kann es passieren, dass, wie beim ehemaligen Baumarkt „Praktiker“, Gebäude und Parkplätze jahrelang leer stehen.

Hier, in den Gewerbegebieten, wird nun wirklich mit dem Raum „geaast“, als ob die Erde ein aufblasbarer Ballon sei. Und es fehlt meiner Meinung nach ein gesundes Empfinden für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Lebensräumen und Grünflächen und der Einrichtung öder Gewerbegebiete.

Dabei meine ich vor allem die Ballung von Discountern und Supermärkten, während die wenigen Handwerksbetriebe, wie z.B. Autoreparaturbetriebe einen ganz geringen Raum einnehmen. Beispiel: Die größte Grünfläche direkt in unserem Wohngebiet, der Marie-Juchacz-Park, hat eineFläche von ca. 4.700 Quadratmetern. Allein der Parkplatz beim „Kaufland“ nimmt ca. 4.600 Quadratmeter ein. Zusammen mit den Parkplätzen in der Geisseestraße komme ich auf 22.400 Quadratmeter allein für Parkplätze. Der einzige Parkplatz, der etwas aufwändiger begrünt ist, das ist der Parkplatz der Firma Kölle. Diese Parkplätze sind keine Lebensräume, sondern eher „Todeszonen“, wo kein Grashalm ein Chance hat. So wird Raubbau an Grund und Boden betrieben.

Wir landen wieder auf dem Albrecht-Dürer-Flugplatz. Unser Rundflug über Schweinau und St. Leonhard ist zu Ende.

 

Erstes Ergebnis:

Ein „Rasenstück“ als Vorlage für das so betitelte Bild, hätte Albrecht Dürer in unserem Stadtteil wirklich suchen müssen – Ob er es gefunden hätte?

Wir landen wieder auf dem Albrecht-Dürer-Flugplatz. Unser Rundflug über Schweinau und St. Leonhard ist zu Ende.

Erstes Ergebnis:

Ein „Rasenstück“ als Vorlage für das so betitelte Bild, hätte Albrecht Dürer in unserem Stadtteil wirklich suchen müssen – Ob er es gefunden hätte?

Zweites Ergebnis:

Deshalb, weil in unseren Stadtteilen ein Missverhältnis vorliegt zwischen grünen Lebensräumen und den Flächen fressenden Gewerbegebieten und den verdichteten Wohnvierteln, wünschen wir nachdrücklich, dass unser Projekt „Grünzug vom Schweinauer Buck bis zum Westpark“ in den „Masterplan Freiraum“ der Stadt Nürnberg aufgenommen wird.

 

*Es handelt sich freilich nur um einen gedanklichen Rundflug!
(Klaus Thaler)

 

 

Artikel aus unserem Stadtteilmagazin Ausgabe 12, Januar 2018

Freiräume in St. Leonhard und Schweinau

Im Herbst 2014 hat die Stadt eine Broschüre „Masterplan Freiraum“ herausgegeben. In ihr wird dargelegt, wie wichtig gerade in der dicht besiedelten und bebauten Großstadt „Freiraum“ ist – unbebaute Flächen: Grünanlagen, Straßenbegleit-Grün, Sport- und Spielplätze, Kleingartenanlagen.

In der Altstadt gelte: Freiräume profilieren. In der Erweiterten Innenstadt (innerhalb des Mittleren Rings): Freiräume qualifizieren und mehrfachnutzen. In den Äußeren Landschaften: Natur- und Kulturlandschaften sichern und entwickeln. Für Flusstäler und Kanäle: Erlebbarkeit ermöglichen. Schließlich: Magistralen und Freiraumverbindungen in Wert setzen.

 

  • Unser Vereinsgebiet (Karte) innerhalb des Mittleren Rings gehört demnach zur Erweiterten Innenstadt. Der Schreiber dieser Zeilen möchte auch den Bereich bis zur Südwesttangente der Kategorie zuordnen, ist er doch im Wesentlichen abschließend bebaut und erschlossen.

 

  • Zu den „Juwelen der Nürnberger Parkanlagen“ zählt die Broschüre den Westpark, dessen Ostteil noch mit dem früheren Sündersbühl zu unserem Vereinsgebiet gehört. Ein Juwel, obwohl die 1970 begonnene Anlage wegen Grunderwerbsschwierigkeiten  „ … kleiner … als ursprünglich geplant“ (S. 34) ausgefallen ist. Die Broschüre „Großstadtoasen“ (2017) beschreibt den Westpark näher. Und kommt der Juwelenglanz nicht auch von den im Süden angebundenen Wohnanlagen–Freiflächen? Keine Juwelen, aber immerhin städtische Grünanlagen in St. Leonhard: die Freifläche bei der Villa Leon, der Spielplatz am Pferdemarkt, der Leonhardsplatz, der Marie-Juchacz-Park.

 

  • In Schweinau: die Alte Allee, die Grünanlagen vor und hinter der Kreuzkirche, die kleinen Grünflächen zwischen Holzwiesen- und Nopitschstraße sowie am Nordende der Turnerheimstraße, die Anlage an der Hohen Marter sowie der Schweinauer Buck.

 

  • Der Masterplan Freiraum bezeichnet St. Leonhard als „stark unterversorgt“ mit öffentlichen Grün- und Parkanlagen, Schweinau als „unterversorgt“  (S. 33).

 

  • Vereinssportplätze und Kleingartenanlagen sind nicht für jedermann frei zugänglich; zum Freiraum zählen wir sie deshalb nicht. Das Bundeskleingartengesetz müsste  geändert werden, um die Wege zwischen den Kleingärten zu öffnen. Ein Lichtblick in dieser Richtung findet sich immerhin an der Hinteren Marktstraße in Schweinau: die Kantine der Kleingartenkolonie; dort will man auch Nichtkleingärtner als Gäste!

 

  • Eine Sonderstellung unter den Freiräumen nimmt die Schweinauer Straße ein. Als autofreier Kommunikationsbereich gedacht, macht sie aus lauen   l a u t e   Sommernächte. Das begeistert nicht alle Anwohner.

 

  • An den Straßen in unserem Vereinsgebiet finden sich relativ häufig Alleen. Diese schaffen zwar keinen zusätzlichen Freiraum. Sie werten aber das Erlebnis der Straßenbenutzung auf und sorgen für Luftverbesserung. Die städtischen Alleebäume sind allerdings vor allem an den Durchgangsstraßen oft in schlechtem Zustand. Dass das nicht an den Abgasen liegt, sieht man an den noch gelegentlich vorkommenden Privatbäumen in den Vorgärten an den gleichen Straßen. Für die städtischen Bäume an der Schwabacher Straße, der Hinteren Marktstraße und an der Schweinauer Hauptstraße muss mehr getan werden. (Wir vom Bürgerverein sind nicht die Einzigen, die das sagen!) – „Magistralen … in Wert setzen!“ (Masterplan S. 34).

 

  • Aber auch Positives ist anzumerken.
    Da sind an der Südseite des Westparks die nach Süden führenden Grünzüge zwischen den Reihen der Genossenschaftshäuser. Mehrfachnutzung: Unter den Grünanlagen sind Tiefgaragen! Die Grünzüge sind an den Westpark angebunden; wären die Garagen nicht, würden sie dazugehören.

 

  • Auch in Schweinau gibt es ein Highlight:
    die Grünanlagen um die (abbruchreife?) Kreuzkirche. Auch die ergänzen sich mit den beachtens- und erhaltenswerten privaten Grünflächen nebenan bei allen Häusern an der Lochnerstraße.

 

  • Kehren wir noch einmal zum Masterplan Freiraum zurück: auf Seite 42 wird eine zu entwickelnde „Urbane Parklandschaft des 21. Jahrhunderts“ vom Schweinauer Buck zum Faberwald und zum Eibacher Forst vorgeschlagen. Nichts dagegen. Aber wir wollen die Freiräume in unserem Vereinsgebiet vernetzt wissen.

 

Also:

Daimler- und Turnerheimstraße sind breit genug, um sie in Alleen zu verwandeln. Die würden dann die alte Grünanlage an der Hohen Marter, aber auch die Amberger Straße an den Schweinauer Buck anbinden. Und die Amberger Straße hat ein erhebliches Flächenpotential vor dem Schulhaus und dem früheren Straßenbahndepot bis hin zur Nopitsch-straße. Und die Flächen sind schon städtisch!

Einige Bäume sind wild aufgegangen. Der hier vorgeschlagene Weg setzt sich nordwärts fort, über die Kreuzkirchenanlage und die Alte Allee zum Spielplatz am Pferdemarkt. Ein Stück Schwabacher Straße, dann zur Villa Leon. Und über die Holzschuherstraße (auch da ist Platz für Alleebäume) zum Westpark.

Viel müsste nicht investiert werden in einen solchen Grünzug. Er würde die oben benannte Unterversorgung unserer Stadtteile ein wenig ausgleichen.

 

(Claus Bößenecker)